Wie geht man um mit einem Vater, der Nazi war und Alkoholiker? Hans-Hagen Nolte liest aus seinem Buch »Messerscharf. Versuch, sich seinen Nazi-Vater von der Seele zu schreiben«.
Anders als im üblichen Jargon der Täter-Kinder, stellt sich Hans-Hagen Nolte dem Problem „Nazi-Vater“ mit seiner eigenen, privaten Person, oft mit Fassungslosligkeit über seinen Vater, der als Journalist für das NS-Regime um jeden Preis propagandistisch arbeiten wollte, dessen Alkoholismus allerdings genau diese Karriere verhinderte. Sein vergeblicher Wunsch nach Anerkennung schien sich dann aber doch kurz zu erfüllen (Ende 40er/Anfang 50er Jahre), als er in einer Bruderschaft von Alt-Nazis versprengten Parteiprominenzen nah sein durfte. Mit denen schwärmte er in Heidewäldern von neuerlicher Machtergreifung und schaffte außerdem, ganz tatkräftig, gesuchte Nazis außer Landes. Später dann war der Naziterror Vergangenheit, aufgegangen in die prekäre Normalität bundesdeutscher Familienidyllen, geprägt von den alten Verstrickungen – ein Familienalltag, innerhalb dessen der Sohn erwachsen werden musste, mit einem Vater, dem es nicht gelang, sich seiner Schuld zu stellen.
Beginn 21:00Uhr
Eintritt frei, Spenden erwünscht.